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Regularisierung von Sans-Papiers in Genf: eine positive Bilanz

Giovanni Ferro-Luzzi, Jan-Erik Refle, Claudine Burton-Jeangros, Yves Jackson
30th Dezember 2023

In der 36. Ausgabe der Zeitschrift Social Change in Switzerland evaluieren Giovanni Ferro-Luzzi und KollegInnen die Regularisierung von Sans-Papiers im Kanton Genf. Auf der Grundlage mehrerer Umfragen zeigen sie, dass sich die beruflichen Aussichten der 2900 regularisierten Personen erweitert haben. Ihre Einkommen bleiben jedoch niedrig. Eine Folge der Regularisierung war, dass sich viele Arbeitgeber neu an die gesetzlichen Vorgaben halten.

In den Jahren 2017 und 2018 startete der Kanton Genf die Operation Papyrus und legalisierte die Aufenthaltstitel von rund 2900 Personen, die die Kriterien erfüllten, einen Arbeitsplatz zu haben, seit einer bestimmten Zeit in Genf zu leben, Französisch zu verstehen und nicht vorbestraft zu sein. Ein Forscherteam der Universität Genf verfolgte diese Kohorte ehemaliger Sans-Papiers zwischen 2017 und 2022 auf der Basis jährlicher Umfragen.

Ihre Ergebnisse zeigen, dass drei Viertel der regularisierten Personen Frauen sind, die vor allem aus Lateinamerika (insbesondere aus Brasilien und Bolivien) sowie den Philippinen kommen. Die meisten arbeiten in der Hauswirtschaft: in der Reinigung sowie der Betreuung von Kindern und älteren Menschen. Zwar behielt die grosse Mehrheit der Personen nach der Legalisierung dieselben Arbeitsplätze, doch hatte Papyrus einen starken Einfluss auf den Rückgang der Schwarzarbeit. Während bei Personen ohne legalen Status nur 41% der Arbeitsplätze gemeldet waren, stieg der Anteil bei regularisierten Personen auf 85%.

Die Legalisierung hat die Aussichten der Migranten auf dem Arbeits- und Wohnungsmarkt verbessert. Ihre finanzielle Situation bleibt jedoch fragil, mit einem mittleren Netto-Haushaltseinkommen von 3000 (2017-18) bis 3300 Franken (2021-22). Trotzdem ist die Inanspruchnahme von Sozialhilfe selten und betrifft weniger als 1%. Selbst während der Pandemie nahmen nur 5% der regularisierten Personen temporär Sozialhilfe in Anspruch.

Die Autoren kommen zum Schluss, dass die Regularisierung vielen langjährig in Genf lebenden Personen stabilere Lebensperspektiven verschafft hat. Sie hat zudem auch die Arbeitsverhältnisse in Bereichen verbessert, in denen Schwarzarbeit weit verbreitet war. Somit beendete sie ein widersprüchliches Regime, das die Anwesenheit von Migranten ohne Aufenthaltsgenehmigung tolerierte, um die wirtschaftliche Nachfrage zu befriedigen, während es gleichzeitig systematische Missbräuche akzeptierte.


Referenz:

  • Ferro-Luzzi, Giovanni, Refle, Jan-Erik, Burton-Jeangros, C. & Jackson, Yves (2023). La régularisation des travailleurs sans-papiers dans le canton de Genève. Social Change in Switzerland, N°36, www.socialchangeswitzerland.ch

Bild: flickr.com