Lebenshaltungskosten verschärfen Ungleichheit

In der 37. Aus­ga­be der Zeit­schrift Social Chan­ge in Switz­er­land zei­gen Oli­ver Hüm­be­lin und sei­ne Kol­le­gen anhand der Steu­er­da­ten von 3 Mil­lio­nen Per­so­nen, dass die Lebens­hal­tungs­kos­ten die Ungleich­heit in der Schweiz erheb­lich ver­schär­fen. Haupt­grund dafür sind die hohen Kos­ten für Woh­nen, Kran­ken­kas­sen­prä­mi­en und Güter des täg­li­chen Bedarfs, die ärme­re Haus­hal­te wesent­lich stär­ker belas­ten als wohlhabendere.

Stu­di­en zur öko­no­mi­schen Ungleich­heit kon­zen­trie­ren sich in der Regel auf Unter­schie­de in der Ver­tei­lung von Ein­kom­men und Ver­mö­gen. Die Lebens­hal­tungs­kos­ten wer­den dabei häu­fig ver­nach­läs­sigt, obwohl das wirt­schaft­li­che Wohl­erge­hen pri­mär von den Kon­sum­mög­lich­kei­ten abhängt. Eine neue Stu­die unter­sucht des­halb auf der Basis von ver­knüpf­ten Steu­er­da­ten von 3 Mil­lio­nen Per­so­nen, wie sich die Ein­kom­mens­ver­tei­lung in der Schweiz ver­än­dert, wenn die Aus­ga­ben für Güter des täg­li­chen Bedarfs, Wohn­kos­ten, Kran­ken­kas­sen­prä­mi­en und direk­te Steu­ern berück­sich­tigt werden.

Die Stu­die zeigt, dass das ärms­te Zehn­tel der Bevöl­ke­rung 82 Pro­zent sei­nes Haus­halts­ein­kom­mens für die Deckung der mini­ma­len Lebens­hal­tungs­kos­ten (All­tags­aus­la­gen, Woh­nen, Kran­ken­kas­se und Steu­ern) aus­gibt – ver­gli­chen mit 31 Pro­zent beim reichs­ten Zehn­tel. Beson­ders ins Gewicht fal­len die Kran­ken­kas­sen­prä­mi­en. Wäh­rend das reichs­te Zehn­tel nur 3 Pro­zent des Haus­halts­ein­kom­mens dafür aus­gibt, sind es beim ärms­ten Zehn­tel 21 Pro­zent, wovon ein Drit­tel durch Prä­mi­en­ver­bil­li­gun­gen auf­ge­fan­gen wird.

Der Ein­be­zug der Lebens­hal­tungs­kos­ten führt somit zu einer deut­li­chen Zunah­me der Ungleich­heit der frei ver­füg­ba­ren Ein­kom­men. Ins­be­son­de­re die All­tags­aus­ga­ben- und Wohn­kos­ten tra­gen zur Ver­schär­fung der Ungleich­heit bei. Direk­te Steu­ern und Prä­mi­en­ver­bil­li­gun­gen federn die­se Mecha­nis­men nur teil­wei­se ab. Trotz Prä­mi­en­ver­bil­li­gun­gen erhö­hen auch die Kran­ken­kas­sen­prä­mi­en die Ungleich­heit — und zwar im Zeit­ver­lauf zuneh­mend. Seit 1997 ist die durch­schnitt­li­che Kran­ken­kas­sen­prä­mie real um 140 Pro­zent gestie­gen, wäh­rend die Ent­las­tung durch Prä­mi­en­ver­bil­li­gun­gen nur um 41 Pro­zent zuge­nom­men hat.


Refe­renz: Hüm­be­lin, Oli­ver, Farys, Rudolf & Jann, Ben (2024). Wie Lebens­hal­tungs­kos­ten die Ungleich­heit ver­schär­fen, N°37, www.socialchangeswitzerland.ch

Bild: Pixabay.com

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