Hohe Beteiligung der älteren Generation verhalf der 13. AHV-Rente zum Sieg

Zusam­men­fas­sung der VOX-Ana­ly­se März 2024: Nach­be­fra­gung und Ana­ly­se zur eid­ge­nös­si­schen Volks­ab­stim­mung vom 3. März 2024

Die Abstim­mung am 3. März 2024 stand im Zei­chen der AHV: Zum einen gab eine kla­re Mehr­heit an, dass auf­grund der Teue­rung eine Dring­lich­keit und Not­wen­dig­keit zur Erhö­hung der AHV-Beträ­ge bestehe. Zum ande­ren war aber auch für eine Mehr­heit klar, dass dafür nicht län­ger gear­bei­tet wer­den soll. Im Hin­ter­grund steht die Über­zeu­gung, dass lang­fris­tig genü­gend Geld für eine Erhö­hung der Ren­ten aus der 1. Säu­le vor­han­den sein muss. Somit wird die Ver­tei­lung der Gel­der infra­ge gestellt: Wenn Unter­stüt­zungs­gel­der für die Ukrai­ne, für Ent­wick­lungs­hil­fe im Aus­land oder die Ban­ken­ret­tung mög­lich sind, dann soll­te auch eine 13. AHV-Ren­te mög­lich sein. Das Ja zur 13. AHV-Ren­te kam vor allem dank SP- und Grü­ne-Sym­pa­thi­sie­ren­den, aber auch Par­tei­un­ab­hän­gi­gen, über 60-Jäh­ri­gen, Per­so­nen mit gerin­ge­rem Ein­kom­men und der star­ken Zustim­mung aus der latei­nisch-spra­chi­gen Schweiz zustan­de. Eine mög­li­che Ein­nah­me­quel­le für eine 13. AHV-Ren­te hät­te die zwei­te Vor­la­ge brin­gen kön­nen: Die Ren­ten­in­itia­ti­ve wur­de aber gross­mehr­heit­lich abge­lehnt. Von Jung bis Alt und von Links bis Rechts gab es mehr­heit­li­che Nein-Stim­men. Nur FDP-Sym­pa­thi­sie­ren­de stimm­ten mit 51 Pro­zent knapp mehr­heit­lich Ja zur Ren­ten­in­itia­ti­ve. Die Grün­de zur Ableh­nung zie­len dar­auf, dass die Stel­len­su­che für über 60-Jäh­ri­ge schwie­rig ist, ab 65 Jah­ren nicht mehr gear­bei­tet wer­den will und der Auto­ma­tis­mus nicht der direkt­de­mo­kra­ti­schen Schweiz ent­spricht. Dies bele­gen die Resul­ta­te der Befra­gung von 3’277 Stimm­be­rech­tig­ten der VOX-Ana­ly­se März 2024. Die Stu­die wur­de von gfs.bern durch­ge­führt und von der Bun­des­kanz­lei finanziert.

13. AHV-Rente: Mit viel Unterstützung von «Links» und der älteren Generation das Ja geschafft

Die Volks­in­itia­ti­ve «Für ein bes­se­res Leben im Alter (Initia­ti­ve für eine 13. AHV-Ren­te)» will der Teue­rung (z.B. stei­gen­de Kran­ken­kas­sen­prä­mi­en oder Miet­zin­se) ent­ge­gen­wir­ken. Die Vor­la­ge wur­de von einer kla­ren Mehr­heit ange­nom­men. Das Ja ent­stand auf­grund einer kla­ren Ja-Hal­tung bei SP- und Grü­nen-Sym­pa­thi­sie­ren­den sowie bei einer Mehr­heit von Per­so­nen mit ande­ren oder kei­nen Par­tei­prä­fe­ren­zen. FDP- und GLP-Sym­pa­thi­sie­ren­de waren mehr­heit­lich dage­gen. Aus­ser­dem zeigt sich, dass Jün­ge­re ten­den­zi­ell dage­gen waren, Älte­re – und ins­be­son­de­re 60–69-Jährige – gross­mehr­heit­lich dafür. Nur wer sehr hohes Ver­trau­en in den Bun­des­rat oder hohes Ver­trau­en in die Wirt­schaft hat, stimm­te mehr­heit­lich Nein.

Das Ziel der Initia­ti­ve wider­spie­gelt sich auch in den Grün­den der Ja-Stim­men­den: Auf­grund der Teue­rung ist die Erhö­hung der AHV-Ren­te nötig, ins­be­son­de­re auch, um soli­da­risch gegen­über den älte­ren Genera­tio­nen zu sein. Rund 10 Pro­zent der Ja-Stim­men­den haben auch ange­ge­ben, dass sie Ja gestimmt haben, weil sie selbst davon pro­fi­tie­ren. Für eine Mehr­heit der Bevöl­ke­rung war auch wich­tig, dass die 13. AHV-Ren­te die Ren­ten­lü­cke für Frau­en, die durch nicht ent­löhn­te Pfle­ge- oder Sor­ge­ar­beit ent­steht, aus­bes­sert. Aus­ser­dem gaben weni­ge Per­so­nen an, dass das Emp­feh­lungs­schrei­ben der Alt­bun­des­rä­tin­nen und ‑bun­des­rä­te sie zu einem Ja bewo­gen hat und nicht zum inten­dier­ten Nein, weil die Absen­der bzw. Absen­de­rin­nen die Sor­gen einer gerin­gen Ren­te nicht tei­len wür­den. Nein-Stim­men­de begrün­de­ten ihre Ent­schei­dung damit, dass dadurch Mehr­wert­steu­er- und Lohn­ab­ga­ben­er­hö­hun­gen not­wen­dig wer­den, die die Mit­tel­schicht schwä­chen, und mit einer Annah­me die Zukunft der AHV aufs Spiel gesetzt wird.

Renteninitiative: Keine mehrheitliche Zustimmung mit Ausnahme bei FDP-Sympathisierenden

Die Volks­in­itia­ti­ve «Für eine siche­re und nach­hal­ti­ge Alters­vor­sor­ge (Ren­ten­in­itia­ti­ve)» for­dert eine Erhö­hung des Ren­ten­al­ters von Män­nern und Frau­en zur Siche­rung der Finan­zie­rung der AHV. Eine kla­re Mehr­heit der Stimm­be­völ­ke­rung war dage­gen. Nur unter FDP-Sym­pa­thi­sie­ren­den ent­stand eine knap­pe Mehr­heit von 51 Pro­zent, die die Vor­la­ge annah­men. Dies ent­sprach auch der Ja-Paro­le der FDP. Trotz Ja-Paro­le der SVP stimm­ten nur 31 Pro­zent der SVP-Sym­pa­thi­sie­ren­den für die Ren­ten­in­itia­ti­ve. Nur gera­de 9 Pro­zent der SP- und Grü­ne-Sym­pa­thi­sie­ren­de stimm­ten Ja. Somit fiel die Initia­ti­ve rechts und links mehr­heit­lich durch.

Die zen­tra­len Argu­men­te dage­gen ziel­ten vor allem auf das Gefühl, dass die Initia­ti­ve unfair und nicht aus­ge­reift ist: Zum Bei­spiel wur­de die Mei­nung ver­tre­ten, dass mit 65 Jah­ren genü­gend lan­ge gear­bei­tet wor­den ist und dass der Auto­ma­tis­mus zu wenig Fle­xi­bi­li­tät bie­tet. Eben­falls wur­de kri­ti­siert, dass bereits heu­te 60-Jäh­ri­ge Mühe haben, eine Stel­le zu fin­den, und dass die sozia­le Gerech­tig­keit nicht mehr gege­ben ist, weil sich nur Top-Ver­die­nen­de früh­pen­sio­nie­ren las­sen kön­nen. Ja-Stim­men­de beton­ten hin­ge­gen, dass eine Erhö­hung des Ren­ten­al­ters not­wen­dig für die Siche­rung der AHV ist und kei­ne Erhö­hung der Mehr­wert­steu­er oder Lohn­bei­trä­ge not­wen­dig ist.

Die Beteiligung: Hohe Mobilisierung der älteren Generation

Die Betei­li­gung am 3. März 2024 ist mit rund 58 Pro­zent im lang­jäh­ri­gen Schnitt über­durch­schnitt­lich. Ins­be­son­de­re die Älte­ren gin­gen ver­mehrt an die Urne. Die per­sön­li­che Bedeu­tung der bei­den Vor­la­gen lag eher im obe­ren Mit­tel­feld, ins­be­son­de­re die 13. AHV-Ren­te erziel­te mit 7.3 einen hohen Wert. Bei­de Vor­la­gen waren für die aller­meis­ten leicht ver­ständ­lich und die Mei­nungs­bil­dung fand ver­gleichs­wei­se früh statt.


Hin­weis: Die­ser Bei­trag wur­de vom gfs.bern als Zusam­men­fas­sung der VOX-Ana­ly­se März 2024 publi­ziert. Wei­te­re Infor­ma­tio­nen fin­den sich auf vox.gfsbern.ch.

Bild: unsplash.com

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